Der Sempachersee ist das Ergebnis der Eiszeiten der vergangenen 1.5 bis 2 Millionen Jahre. Während der letzten Eiszeit (Würm), die zwischen 110'000 und 70'000 Jahre von heute begann und vor 11'000 Jahren endete, drang der Reuss/Aare-Gletscher mit seinem Surental-Arm bis nach Staffelbach vor. Über dem Sempachersee erreichte der Eispanzer eine Höhe von bis zu 400 m.
Etwa vor 18‘000 Jahren begann sich das Eis periodisch zurückzuziehen. Eine Rückzugsetappe bildete das Stadium von Sursee. Der Gletscher baute hier bei einem Rückzugshalt den ausgeprägten, stellenweise über 20 m hohen Endmoränewall bei Mariazell auf, der das Zungenbecken des Sempacher Sees von Oberkirch über Sursee bis Schenkon umschliesst.
Nach dem Rückzugshalt bei Sursee schmolz das Gletschereis weiter ab. Der Höhenzug bei Rippertschwand, Gemeinde Neuenkirch, welcher heute die Wasserscheide zwischen Surental und Reusstal bildet, dürfte schon eisfrei gewesen sein. Die Senke des heutigen Sempachersees war jedoch mit einer etwa 100 m dicken Eismasse, sogenanntem isolierten Toteis gefüllt. Dieses verhinderte, dass die Senke mit Schotter, des weiter in diese Richtung abfliessenden Gletscherwassers, aufgefüllt wurde. Nach dem Abschmelzen des Toteises bildete sich in der Wanne hinter der Stirnmoräne von Sursee ein See. Der Sempachersee war geboren.
Fläche See | 14.4 km² |
Fläche Einzugsgebiet | 61.9 km² |
Höhe über Meer – See | 505 m.ü.M. |
Höchster Punkt Einzugsgebiet | 816 m.ü.M. |
Seevolumen | 640’000’000 m³ |
maximale Tiefe | 87 m |
maximale Seelänge | 7.5 km |
maximale Seebreite | 2.4 km |
mittlerer Abfluss | 1.3 m³/s |
Zeitdauer um das Wasserniveau des Sees um 1 cm zu senken | ca. einen Tag |
mittlere Wasseraufenthaltsdauer | 16 Jahre |
1806-1814 wurde der See zur Landgewinnung um 1.7 m tiefer gelegt, indem das Bachbett der Suhre bis zur Münigensäge abgesenkt wurde. Die Stadt Sempach verlor damit ihren direkten Anschluss an den See. Das freiwerdende Land wurde den Anstössern verkauft. |
Heute wird der See durch ein Wehr beim Suhreausfluss reguliert. |
Der Sempachersee gehört zusammen mit dem Pfäffikersee zu den für den Fischfang ertragreichste Seen der Schweiz. |
Zu Beginn der Siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts wurde zunehmend eine schlechtere Qualität des Wassers im Sempachersee festgestellt. Der See reagierte auf die zunehmende Phosphorzufuhr aus Abwässern der Siedlungsentwässerung und Düngern aus der Landwirtschaft mit starkem Algenwachstum. Es gilt die Formel: 1 kg Phosphor ermöglicht das Wachstum von 114 kg Algentrockensubstanz und zu deren Abbau sind 140 kg Sauerstoff notwendig. An der Seeoberfläche waren Algenteppiche sichtbar. Die absterbenden Algen verursachen im Tiefenwasser einen Sauerstoffschwund, der den Lebensraum für höher entwickelte Organismen stark einschränkt. Diese dramatische Verschlechterung des Seezustandes beunruhigte die Bevölkerung und 1983 gründeten die Gemeinden im Einzugsgebiet des Sees den Gemeindeverband Sempachersee, dessen Aufgabe die Sanierung des Sees ist.
Wichtigste Kenngrösse des Seezustandes ist die Phosphorkonzentration im Seewasser. 1954 bis 1965 bewegte sich die Phosphorkonzentration im Bereich der gesetzlichen Anforderungen. In den 70er Jahren stieg sie, ausgelöst durch das Einleiten der Siedlungsabwässer und die Intensivierung der Landwirtschaft stark an. 1984 wurde der Höchststand von 160 mg P/m³ erreicht, das Ziel wäre für einen gesunden See 15 mg P/m³. Dank der Kombination von Massnahmen im See (Sauerstoffeintrag und Belüftung) wie auch im Einzugsgebiet (Siedlungsentwässerung und Landwirtschaft) konnte 2012 erstmals das Ziel von 15 mg P/m³ erreicht werden. In der Zwischenzeit steigt die Phosphorkonzentration im See wieder in der Tendenz an. Nachdem die Massnahmen im Siedlungsgebiet weitgehend ausgeschöpft sind, ist klar, dass weitere Massnahmen in der Landwirtschaft folgen müssen. Die Intensität der Tierhaltung im Einzugsgebiet liegt über dem ökologisch verträglichen Niveau und muss auch aus anderen Gründen wie Ammoniakbelastung und Klimaveränderung gesenkt werden.
Am 1. August 1964 trat die Schutzverordnung Sempachersee in Kraft. Sie bezweckt die Erhaltung der See- und Uferlandschaft des Sempachersees als Lebensraum für Menschen, Tiere und Pflanzen. Im Einzelnen gilt es, das Gebiet als Erholungsraum durch schonende Nutzung langfristig zu sichern, empfindliche Tier- und Pflanzenarten vor Störungen zu bewahren und beeinträchtigte Lebensräume, vor allem die naturnahe Ufervegetation wieder herzustellen.
Wir stellen fest, dass der Druck auf den See und seine Ufer zunimmt. Vor Jahren hat man den Uferbereich in mühsamer Arbeit in Zonen unterteilt, die einerseits dem Menschen für die Erholung dienen und anderseits Bereiche, wo die Natur Vorrang hat. Zunehmend werden auch Naturschutzflächen für die Erholung genutzt und teilweise Schneisen in das bestehende Schilf geschlagen. Wir setzen uns dafür ein, dass das rückgängig gemacht wird.
Mehr zur Schutzverordnung finden Sie auf der Website: Schutzverordnungen - Geoportal Kanton Luzern
Pro Sempachersee überwacht die Einhaltung der Schutzverordnung. Dazu hat sie die Seeaufsicht geschaffen, die in halbjährlichen Kontrollfahrten die Nutzung der ufernächsten Parzellen überwacht. Nicht verordnungskonforme Veränderungen werden der Dienststelle Landwirtwirtschaft und Wald, bzw. der zuständigen Gemeinde gemeldet.
Baugesuche in den Schutzzonen werden auf ihre Zonenkonformität überprüft und falls notwendig wird eine Einsprache gemacht.
Pro Sempachersee versucht auch, Parzellenbesitzer am See zu motivieren, ihren Seeanstoss möglichst naturnah zu gestalten.
Der See kann sich selber nicht wehren. Er braucht deshalb Leute, die sich für ihn engagieren und einsetzen. Werden sie Mitglied von Pro Sempachersee und helfen sie mit, dass auch kommende Generationen einen gesunden, schönen See geniessen können.